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Beibehaltung vs. Abkehr – gegensätzliche Forderungen hinsichtlich Vergabepraxis

An die Übernahme der Bau-, Erhaltungs- und Verwaltungsverantwortung über die Bundesautobahnen durch die Autobahn GmbH am 1. Januar 2021 knüpfen die Bauverbände unterschiedliche Erwartungen hinsichtlich der Vergabepraxis der neuen bundeseigenen Gesellschaft.

Während der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB), welcher vorrangig die Interessen der deutschen Handwerksbetriebe im Bauwesen und der kleinen und mittleren Baufirmen vertritt, für eine Beibehaltung der bewährten Vergabepraxis und fairen Wettbewerb plädiert, fordert der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie, Interessenvertretung der industriellen Bauunternehmen, eine Abkehr von der Vergabepraxis der Vergangenheit und stattdessen eine verstärkte Fokussierung auf Wertungskriterien.

Laut ZDB dürfe der Zuständigkeitswechsel nicht dazu führen, vergabefremde Wertungskriterien nunmehr in den Fokus von Vergaben zu rücken. Vor „pseudo-innovativen Änderungsvorschlägen“ zum bewährten Vergabesystem wird gewarnt. Hauptgeschäftsführer Felix Pakleppa erklärt: „Wir fordern ein klares Bekenntnis der Autobahngesellschaft für einen fairen Wettbewerb und vergabegerechte Wertungskriterien. Vergabefremde Aspekte verzerren die Ausschreibungen, haben mit dem eigentlichen Kern eines Bauprojektes nichts zu tun und verengen den Wettbewerb zulasten des Bauherrn. Daher haben wir sie in der Vergangenheit bereits abgelehnt und tun dieses auch weiterhin. Nur mit den eingeführten Vergaberegeln wird es der Autobahn gelingen, schneller, effizienter und preisbewusst zu bauen sowie dem Baumittelstand eine innovative und moderne Auftraggeberin zu sein.“

Die Bauindustrie hingegen tritt für eine Hinwendung zu Wertungskriterien ein, welche neben den Preis als alleinigem Vergabemerkmal treten sollen. So sollen zukünftig die Bauzeit und plausible Bauablaufplanungen in die Angebotsbewertung einbezogen werden. Gleiches gilt vor dem Hintergrund der Debatte um Klimaschutz und Nachhaltigkeit für Kriterien, die beispielsweise die Länge von Transportwegen von Baustoffen oder auch die Verwendung von RC-Baustoffen berücksichtigen. Dazu Ralf Schär, Vorsitzender des Vorstands der BFA Straßenbau der Bauindustrie: „Wenn wir Qualität im Straßenbau fördern, wenn wir unserer Verantwortung gegenüber Klimaschutz und Gesellschaft gerecht werden wollen, ist ein Festhalten am alleinigen Vergabemerkmal des niedrigsten Preises einfach nicht mehr zeitgemäß.

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